Missbraucht: Sie nannten mich Püppi

Ein Buch über Kinderpornografie in den Fünfzigerjahren in der DDR

Seit gestern ist mein neues Buch „Missbraucht: Sie nannten mich Püppi“ bei Amazon als E-Book erhältlich.

www.amazon.de/dp/B09TY72CZF

Klappentext:

Ost-Berlin, Fünfzigerjahre: Uschi ist erst fünf Jahre alt, doch sie weiß längst, dass ihre Mutter eine Hure ist. Eines Tages besucht sie der Foto-Onkel, aber der will nicht die Mama, er will Uschis Körper, ihre Unschuld, ihre Kindlichkeit. Aus Uschi wird Püppi – eine hart arbeitendes Modell für Kinderpornografie.

Später kommen noch Mamas Freund und Uschis Halbschwester in die Familie. Und als die Eltern „Die Puppenstube“ gründen, erfahren die beiden kleinen Mädchen, dass sich bereits erlebtes Grauen offenbar beliebig steigern lässt …

Zum Entstehungsprozess des Buches:

Ursula H. lernte ich durch eine gemeinsame Bekannte kennen. Sie wusste, dass ich als Ghostwriterin schon seit vielen Jahren Autobiografien und Biografien im Auftrag von Privatpersonen schreibe. Sie kannte auch meine Bücher über die Missbrauchserfahrungen von Kindern.

Kindheitshölle Teil 1 und Teil 2 sowie Missbraucht: Danach wollte ich tot sein.

Ob ich ihre Erlebnisse und Erfahrungen ebenfalls aufschreiben könnte? Ich konnte.

Ende Mai 2021 begann wir mit den Interviews. Wir führten zahlreiche stundenlange Gespräche, in denen mir Frau H. ihre unfassbar grausame Lebensgeschichte erzählte.

Leider konnten wir unsere Treffen über einen längeren Zeitraum nicht stattfinden lassen, da es uns coronabedingt einfach zu gefährlich wurde. Wir versuchten es dann übers Telefon, auch Skype kam zum Einsatz. Aber die persönlichen Unterhaltungen, in denen wir uns gegenüber saßen und die Reaktionen der Gesprächspartnerin ungefiltert aufnehmen konnten, die waren für beide Beteiligten die wertvollsten.

Unsere Gespräche zogen sich bis in den Herbst hinein, anschließend begann ich mit dem Schreiben. Während des Aufschreibens hatte ich immer wieder Nachfragen, somit gab es ergänzende Unterhaltungen, die oft auch ganz neue Aspekte zutage brachten.

Zuvor hatte ich nicht allzu viel über Kinderpornografie gewusst, dass dies für die beteiligten Kinder immer schmerzhaft und angstbesetzt ist, war mir aber selbstverständlich klar. Doch es ist schließlich eine vollkommen andere Sache, wenn einem das ganze Grauen von einer Frau unmittelbar berichtet wird, von einer Frau, die dies alles als Kind am eigenen Leib hatte erfahren müssen.

Ich war entsetzt, erschüttert und tief betroffen von dem, was Frau H. aus ihrer Erinnerung hervorholte. Es war sicher für sie nicht immer einfach, darüber zu berichten, wie sie als unschuldiges kleines Mädchen von herzlosen, gewissenlosen, krankhaft gierigen Männern missbraucht und erniedrigt worden war.

Mich hat fassungslos gemacht, dass die kleine Uschi jahrelang von diesen gierigen Monstern benutzt werden durfte, ohne das ein Erwachsener eingriff. Die Mutter interessierte sich nur für das Geld, das die Tochter ihr einbrachte. Und die Rolle, die der „Stiefvater“ für einige Zeit spielte, war im Grunde ja noch schlimmer als die der professionellen Verbrecher aus der Pornobranche.

Frau H. konnte ungefähr zehn Jahre nach Beendigung ihrer Qualen ihre erste Psychotherapie beginnen. Bis heute ist sie mit wenigen Unterbrechungen fast ständig in psychotherapeutischer Behandlung.

Sie lebt allein, sie hat keine Kinder, sie war nie schwanger. Die körperliche Nähe von Männern kann sie nicht ertragen.

Manchmal hat sie Selbstmordgedanken, hin und wieder wird sie sogar von Mordgedanken befallen. Doch Frau H. findet die Täter von damals nicht. Sie kann sich nicht rächen. Sie kann diese Männer nicht befragen und nicht zur Verantwortung ziehen – mit welchen Mitteln oder Methoden auch immer. Die Peiniger von Frau H. sind mit Sicherheit verstorben.

Die gewissenlose Mutter ist schon lange tot, der Stiefvater ebenso, und auch die geliebte Halbschwester, mit der die kleine Uschi gemeinsam viele schmerzhafte Stunden des Missbrauchs durch den Stiefvater erleben musste, lebt seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr. Sie hat ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt.

Dies erfahre ich immer und immer wieder: Wenn sich die Opfer endlich in der Lage sehen, über die ihnen widerfahrenen Gräueltaten zu sprechen, dann sind sie allermeist schon im Rentenalter, oft sogar schon weit darüber. Und damit klagen sie fast ausschließlich Tote an.

Es war für Frau H. dennoch eine Art Befreiungsakt, ihr Leben zu erzählen zu dürfen. Aber es ist kein Allheilmittel. Der innere Schmerz bleibt. Das Anderssein bleibt. Dieses Anderssein-Müssen, wie Frau H. es nennt. Denn das, was sie erlebt hat, macht ihr ein normales Leben für alle Zeiten unmöglich.

 

Die Weggesperrten. Umerziehung in der DDR – Schicksale von Kindern und Jugendlichen

Ein wichtiges Sachbuch von Grit Poppe und Niklas Poppe

Die Potsdamer Autorin Grit Poppe hat zahlreiche bekannte Romane geschrieben, in denen sie sich mit der Situation von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, die in der DDR in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen weggesperrt wurden, wo sie zu sogenannten sozialistischen Persönlichkeiten erzogen werden sollten.

Für ihr Buch „Weggesperrt“ erhielt die Schriftstellerin den „Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur“. Der Jugendroman ist Pflichtlektüre für die Klassenstufen 8 bis 10.

Und ganz neu: Für den Roman „Verraten“ bekam sie im Oktober 2021 den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis.

Wer sich über ihre zahlreichen Bücher und aktuelle Lesungen informieren möchte, kann ihre Website besuchen.

www.grit-poppe.de

Jetzt kam das erste Sachbuch dieser Autorin auf den Markt, das in Zusammenarbeit mit ihrem Sohn Niklas Poppe entstanden ist.

Das über 400 Seiten starke Werk wurde im Oktober 2021 vom Propyläen Verlag herausgegeben. Titel: „Die Weggesperrten. Umerziehung in der DDR – Schicksale von Kindern und Jugendlichen“.

Die grausamen Strafen und zahlreichen Demütigungen, das ganze Ausmaß an Gewalt und Machtmissbrauch, das die Jugendlichen damals in diesen Einrichtungen erfahren mussten, wird mit großer Eindringlichkeit geschildert.

Die Schicksale gehen unter die Haut.

Erst werden die Örtlichkeiten vorgestellt und die wichtigsten Vorgänge und Rituale der Einrichtung beschrieben, im Anschluss gibt es zu jeder Station authentische Berichte ehemaliger „Insassen“.

Die ergreifenden Dokumente ehemaliger „Zöglinge“ wurden von der Autorin Grit Poppe und dem Historiker Niklas Poppe durch weitere Berichte und Schicksale ergänzt, die sich ebenfalls mit physischer und emotionaler Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendfürsorge und anderen Heimen befassen.

So runden die Jugendkonzentrationslager im Nationalsozialismus, die Not sogenannter Verdingkinder in der Schweiz, die „braune Pädagogik“ im Jugendfürsorgeheim Glückstadt und der Haasenburg-Skandal im Land Brandenburg das Bild ab.

Nicht zuletzt wurde auch der Heimerziehung in kirchlichen Einrichtungen der damaligen DDR ein Kapitel gewidmet. In diesem Zusammenhang wurde mein Buch „Klosterkind: Meine Mutter brachte mich ins Waisenhaus“ genannt. Ein Kapitel daraus ist im Buch „Die Weggesperrten“ abgedruckt; es geht hier um das von den Nonnen verteufelte vielfältige sündhafte Verhalten, dem wir Klosterkinder natürlich unbedingt fernzubleiben hatten.

Ich erinnere mich noch genau, dass ich damals eigentlich gar nicht so recht wusste, was das überhaupt ist: eine Sünde. Wie einfach, wie schnell und wie oft gerade so ein ahnungsloses, unwissendes Kind dann plötzlich ausgerechnet eine solche Sünde begehen kann, ist sicher nachzuvollziehen. Doch bestraft wurden wir trotzdem. Denn Unwissenheit schützt ja bekanntlich nicht vor Strafe!

„Die Weggesperrten“ – ein wichtiges und sehr interessantes Buch, das ich empfehlen möchte.

Und eine gute Gelegenheit, um auch mal wieder auf mein Memoir „Klosterkind. Meine Mutter brachte mich ins Waisenhaus“ aufmerksam zu machen.

Erhältlich bei Amazon zum aktuellen Preis von 3,99 € sowie kostenfrei für alle Kindle-Unlimited-Mitglieder.

Neues Buch von Marie A. Böhm – „Missbraucht: Danach wollte ich tot sein!“

Am 09. Mai 2021 wurde bei Amazon Kindle Direct Publishing mein neues Buch „Missbraucht: Danach wollte ich tot sein!“ veröffentlicht.

Es beinhaltet sieben Schicksalsberichte von Frauen, die alle in ihrer Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.

Klappentext:

Anja ist gerade fünf Jahre alt, als ihr Pflegevater sich das erste Mal an ihr vergeht. Cornelia erlebt im Alter von neun Jahren sexuelle Gewalt durch einen Fünfzehnjährigen aus dem Dorf, und Nicole wird seit dem achten Lebensjahr von ihrer Mutter missbraucht …

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

Täter: Vaters Geschäftsfreund. Opfer: Daniela, 10 Jahre

Täter: Der Trainer. Opfer: Melanie, 9 Jahre

Täter: Der Stiefvater. Opfer: Ulrike, 6 Jahre

Täter: Die Mutter. Opfer: Nicole, 8 Jahre

Täter: Ein Junge aus dem Dorf. Opfer: Cornelia, 9 Jahre

Täter: Der Nachbarsjunge. Opfer: Karin, 8 Jahre

Täter: Der Pflegevater. Opfer: Anja, 5 Jahre

 

Zur Einstimmung ein paar Gedanken zum Thema Missbrauch, die dem Buch vorangestellt sind:

Missbrauch

Es gibt Leute, die machen so Sachen mit kleinen Mädchen.

Diese Sachen sind nicht gut für die kleinen Mädchen.

Die kleinen Mädchen wissen meist gar nicht, was diese Sachen bedeuten.

Aber sie finden ES immer eklig, fremd, abstoßend, furchteinflößend.

Die kleinen Mädchen verstehen nicht, was mit ihnen passiert.

Sie haben Angst.

***

Sie begreifen schnell, dass ES immer wehtut.

ES tut am Körper weh, und ES tut im Herzen weh.

Sie begreifen schnell, dass ES nicht aufhören wird.

Sie erfahren schmerzhaft, dass niemand ihnen glaubt.

Sie lernen: Es gibt Erwachsene, die machen Kinderseelen einfach kaputt.

Sie erleben: Aus einem kleinen Mädchen mit zerstörter Kinderseele wird eine kaputte Frau.

Eine solche Frau benötigt oft sehr viele Jahre, um ihre verletzte Kinderseele wenigstens ein bisschen heil zu machen. Manchen Frauen gelingt es nie.

***

Die meisten Täter werden nie gefasst, nie zur Verantwortung gezogen, nie bestraft.

Nicht selten werden die Kaputtmacher von anderen Leuten gedeckt;

sie ziehen um, werden irgendwohin versetzt, können sich hinter Familien-Biederkeit versteckten.

Mitunter ist „die Sache“ auch bereits verjährt,

wenn sie von einem Opfer endlich ausgesprochen werden kann.

***

Mord dagegen verjährt nie.

Warum aber verjährt

die Ermordung des kindlichen Urvertrauens,

der Totschlag des kindlichen Selbstwertgefühls,

die grausame Tötung des magischen Kerns einer jeden Kindheit – der Unschuld?

Missbrauch sollte nicht verjähren dürfen,

denn die Opfer brauchen viel Zeit, Verständnis und Geduld.

 

Und hier ist der Link zur Amazon-Produktseite:

https://www.amazon.de/dp/B094H9GY69

Ich wünsche mir als Ghostwriterin/Autorin des Buches und auch im Namen der sieben Frauen, dass diese Schicksale ihren Weg zu möglichst vielen Lesern und Leserinnen finden werden.

„Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“ ist veröffentlicht!

Das Buch „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“ ist seit dem 18. Juni 2020 zum Preis von 4,99 € bei Amazon erhältlich bzw. kann im Rahmen einer Mitgliedschaft über Kindle Unlimited kostenfrei gelesen werden.

„Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“ ist die Fortsetzung von „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“. Beide Teile können aber auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Und hier geht es zum Buch: www.amazon.de/dp/B08BDWLLLC

Klappentext:

Sechzigerjahre in der DDR: Susanne ist acht Jahre alt. Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als nie wieder das erleben zu müssen, was er „Liebe“ nannte.

Leider ist ihr Glück nur von kurzer Dauer, denn der Stiefvater wird ihr neuer Peiniger.

Mit vierzehn gelingt es ihr endlich, dem Grauen zu entfliehen. Doch auch das Leben jenseits der Kindheitshölle ist nicht einfach, denn Susanne wird immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt …

Das E-Book steht aktuell auf Platz 21 im Bestseller-Rang der Kategorie Frauenbiografien.

www.amazon.de/dp/B08BDWLLLC

Leseprobe aus „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“, Teil 2 zu „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“

Die Ich-Erzählerin Susanne K. lässt uns in nachfolgendem Textausschnitt an ihren Empfindungen und Gedanken teilhaben, die sie hatte, als sich ihr Stiefvater der Achtjährigen zum ersten Mal in einer verstörenden, nicht zu tolerierenden Weise näherte …

Ausschnitt aus dem 5. Kapitel:

… Helmut Hiller setzte sich auf die Bettkante, was mir nun doch recht bekannt vorkam. So hatte es damals beim Papa ja auch begonnen …

„So, Susi, nun wollen wir endlich mal damit anfangen, dafür zu sorgen, dass aus dir ein ordentliches junges Mädchen wird. Du bist zwar jetzt noch ein Kind, aber man kann damit nicht früh genug starten.“

Ich starrte ihn stumm an, denn mit dieser Bemerkung konnte ich wenig anfangen. Dass sich dahinter aber höchstwahrscheinlich nichts Gutes verbergen würde, konnte ich mir aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit meinem Vater und mittlerweile auch mit diesem Stiefvater schon denken.

Mein neuer Vater stand auf und zog mir die Bettdecke vom Körper. Ich lag auf dem Rücken und trug ein Nachthemd, das mir bis knapp über die Knie reichte.

„So, Susi“, wiederholte er mit seiner leisen, weich klingenden Stimme. „Und nun zieh mal das Hemd aus, jetzt will ich mal kontrollieren, ob du auch überall schön sauber bist.“ Er sah mich an. „Wenn deine Geschwister dabei sind, können wir das schließlich nicht erledigen. Das gehört sich nicht. Thommie und Manu sind ja doch noch recht klein. Aber du bist ja unsere Große, nicht wahr?“, meinte er gönnerhaft.

Ich sagte noch immer nichts, zog mir aber doch lieber rasch mein Hemd aus, Prügel wollte ich deswegen nicht riskieren.

„Sehr schön“, sagte mein Stiefvater sanft. „Und nun spreize mal deine Beine ganz weit auseinander. Ich muss nämlich nachsehen, ob du deine Muschi auch wirklich richtig gründlich gewaschen hast.“

Muschi wurde das Loch zwischen meinen Beinen genannt, mit dem pullerte ich. Frauen und Mädchen hatten eine Muschi, Männer und Jungen hatten einen Puller oder einen Piepel. Diese Begriffe hatte ich auf der Dorfstraße aufgeschnappt, meine Cousinen und Cousins redeten auch so. Zu Hause dagegen wurde eigentlich kaum über „so etwas“ gesprochen. Unsere Mutter bezeichnete das alles zum Beispiel stets nur als „untenrum“. Aber der Stief sprach so, wie ich es auch kannte.

Und nun wollte er also meine Muschi kontrollieren. Ich glaubte ihm kein Wort. Natürlich nicht. Helmut Hiller konnte ja nicht wissen, was sich in genau diesem kleinen Zimmer in exakt diesem Bett bisher schon alles ereignet hatte.

Wortlos spreizte ich meine Beine, und dann musste ich es mir gefallen lassen, dass mein neuer Vater mit seinen Fingern meine Muschi weiter öffnete, außen herumrieb und innen herumstocherte. Es war unangenehm, es kratzte, es drückte, es piekte, es tat auch weh, aber das alles war bei Weitem nicht so schlimm wie meine plötzliche Erkenntnis, dass ES offenbar nun schon wieder losging: dieses seltsame, dieses schreckliche, eigentlich unbeschreibliche ES! Dieses Ekelhafte, Grauenhafte, Schmerzhafte, das mir augenscheinlich immer wieder von irgendwelchen Männern angetan wurde: erst Papa, dann Herr Dressler und jetzt wohl auch der Stief.

Mein Stiefvater beschäftigte sich sehr ausführlich mit meinem Körper, nach der Muschi war der Hintern dran. Ich musste mich auf den Bauch legen, anschließend bohrte Helmuts Zeigefinger in meinem Po-Loch herum, als wenn eine solche Handlung die normalste Sache der Welt wäre. Dass ich hin und wieder unterdrückt „Aua!“ rief und irgendwann anfing, leise vor mich hin zu wimmern und unterdrückt zu schluchzen, schien ihn nicht weiter zu stören.

„Das wird schon noch“, sagte er bloß. Diesen Satz wiederholte er an diesem und an vielen anderen Abenden immer wieder. „Das wird schon noch!“ Der Satz begleitete sein widerliches Treiben in so mancher Nacht, die er in meinem Zimmer, in meinem Bett, war. Immer dann, wenn ich weinte, wenn ich ihn anflehte, aufzuhören, wenn ich ihn bat, mich in Ruhe zu lassen, wenn ich unter heftigem Schluchzen hervorstieß, mir doch bitte nicht wehzutun, immer dann sagte er garantiert diese vier Worte: „Das wird schon noch.“

Manchmal, wenn ich die Augen schließe und mich darauf konzentriere, dann höre ich noch heute seine unerträglich sanfte, leise Stimme. Und ich rieche plötzlich auch sein Rasierwasser, ich mochte den Geruch bis zum Schluss nicht. Es stank irgendwie medizinisch, nach Kampfer, glaube ich. Das Zeug hieß „Pitralon“.

Dann spüre ich in Gedanken Helmut Hillers Hände auf meinem Körper, Hände, die meist kalt waren und oft unangenehm feucht. Und ich höre wie aus der Ferne wieder einmal diesen Satz: „Das wird schon noch!“ …

Interview mit Susanne K., der Protagonistin der beiden Bände der Missbrauchsgeschichte „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“ und „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“ (erscheint im Juni 2020)

 

Das vorliegende Interview fand zwischen Susanne K. und mir am 02. Mai 2020 statt. Es ist ein Gespräch über unsere Zusammenarbeit, sozusagen ein Interview über unsere Interviews!

Es ist also keines dieser Interviews, wie ich sie mit Susanne in Vorbereitung der Entstehung der beiden Bände „Kindheitshölle“ geführt habe. Die Namensgleichheit ist zufällig.

Es waren 28 Interviews und insgesamt rd. 110 Stunden, in denen mir Susanne K. ihr Leben erzählt hat, angeregt und geleitet durch meine Fragen und Bemerkungen. Zwischendurch haben wir aber auch einfach nur über Gott und die Welt geplaudert, manchmal mussten wir weinen, dann wieder haben wir rumgealbert und uns gegenseitig Textausschnitte und sogar Gedichte vorgelesen, die mit Susannes Erinnerungen im Zusammenhang standen. Außerdem haben wir literweise Cappuccino, Apfelsaft und Wasser getrunken.

Marie A. Böhm: Susanne, du hast mich im Mai 2018 zum ersten Mal angerufen, fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, wie bist du überhaupt auf mich gekommen?

Susanne K.: Ich hatte ein Buch gelesen, dass du für eine Frau geschrieben und für sie bei Amazon veröffentlicht hattest. Im Impressum steht deine Website. Und da mich dieses Buch sehr interessiert hat, es geht um Missbrauch und Gewalt in der Kindheit dieser Frau, dachte ich, ich wende mich einfach mal an diese Adresse. Vielleicht kann man mir zumindest weiterhelfen. Denn ich wollte auch schon lange, dass meine Missbrauchsgeschichte aufgeschrieben wird. Ich hatte sogar schon selbst damit begonnen. Aber ich kam nicht so richtig klar. Bald habe ich dann gemerkt, dass ich das wohl nicht alleine schaffen würde.

Marie A. Böhm: Warum wolltest du eigentlich, dass deine schrecklichen Kindheitserlebnisse aufgeschrieben werden? Und hattest du von Anfang an geplant, deine Erinnerungen zu veröffentlichen?

Susanne K.: Im ersten Teil meiner Erinnerungen, also in der „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“, erzähle ich ja, dass ich wiederholt als Lügnerin abgestempelt wurde, wenn ich auch nur eine Winzigkeit verraten hatte von all diesen miesen Sachen, die mein Vater mit mir anstellte. Einmal wurde ich von ihm nach so einem „Verrat“ sogar dermaßen brutal zusammengeschlagen, dass ich einige Zeit nicht in die Schule gehen konnte und in meiner Kammer im Keller unseres Hauses versteckt gehalten werden musste. Denn natürlich wollten meine Eltern nicht, dass irgendjemand die vielen Blutergüsse und anderen Verletzungen an meinem Körper entdecken würde.

Später, wenn ich als Jugendliche oder als Erwachsene über meine Kindheitserlebnisse gesprochen habe oder auch nur im Ansatz sprechen wollte, wurde ich meist nur verständnislos angesehen. Wie oft musste ich Sätze hören wie „Warum hast du dir denn keine Hilfe geholt?“ oder „Du hättest doch damals einfach mal zur Polizei gehen können.“ oder „Warum hast du das alles nicht mal deiner Lehrerin erzählt?“

Ich muss sagen, die Leute haben überhaupt keine Ahnung! Was wissen die von der Scham, von der Angst, die ein misshandeltes Kind hat! Was wissen die von all den Lügen, mit denen man ein Kind erpressen und einschüchtern kann. In meinem immerhin schon ziemlich langen Leben habe ich sehr wenige Menschen getroffen, von denen ich den Eindruck haben durfte, dass sie mir meine Kindheitserlebnisse hundertprozentig geglaubt haben. Solche Ausnahmen sind mein jetziger Lebenspartner, die Psychotherapeutin, bei der ich jahrelang in Behandlung war – und nun auch du.

Und das wollte ich ändern. Zumindest hatte ich den Wunsch. Und ein Buch, dachte ich, könnte doch eine Lösung sein. Oder zumindest eine Hilfe. Ich wollte dieses Buch vor allem meiner Verwandtschaft zeigen – meinen Cousinen und Cousins. Denn die Menschen, die damals erwachsen waren, als ich ein Kind war, die sind ja jetzt überwiegend verstorben.

An eine Veröffentlichung dachte ich am Anfang nicht, denn ich hatte ja erst mal keine Ahnung, ob und wie so etwas funktionieren könnte.

Marie A. Böhm: Und was sagst du jetzt, wo Teil 1 der „Kindheitshölle“ bereits veröffentlicht ist?

Susanne K.: Es ist ein tolles Gefühl! Abgesehen davon, dass meine Familie schon sehr gespannt ist auf Teil 2 – und ich natürlich auch – finde ich es einerseits mächtig aufregend, meine eigenen Erlebnisse lesen zu können, andererseits ist es aber auch irgendwie befreiend, ja, richtig wohltuend. Denn bisher lagen die einzelnen Episoden ja über viele Jahrzehnte sozusagen unsortiert in meinem Kopf. Ich wusste oft nicht, wann dies passiert war und wann das. Die eigene Erinnerung kann einem ja hin und wieder einen Streich spielen. Man glaubt, dass es genau so war, aber dann stellt man fest, dass es anders gewesen sein muss, weil es sonst nicht zu dem Übrigen passt. Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, meine Kindheit und einen großen Teil meiner Jugend gut sortiert vor mir zu sehen, ich kann nun alles hübsch ordentlich, also chronologisch betrachten und bewerten. Für mich ist das ganz wunderbar, ich empfinde es als Erleichterung, nicht immer wieder aufs Neue grübeln zu müssen, wie sich denn dies und das nun tatsächlich abgespielt haben könnte.

Marie A. Böhm: Wie waren denn bisher die Reaktionen deiner Verwandtschaft auf deine Aufzeichnungen über den sexuellen Missbrauch in deiner Familie?

Susanne K.: Die fielen ziemlich gemischt aus. Mein Bruder, der in den Erinnerungen Thomas heißt, war tief erschüttert. Er hatte wohl manches geahnt, aber er war viel zu klein, um sich damals ein richtiges Bild von all dem Grauen machen zu können. Meine Schwester dagegen findet es unpassend und richtig schlimm, dass ich mit dieser Angelegenheit an die Öffentlichkeit gegangen bin. Wir sind deshalb zwar nicht zerstritten, aber wir führen häufig Auseinandersetzungen über die Sache. Doch ich habe die Hoffnung, dass sie ihre Meinung vielleicht mal ändert. Meine Zwillingsbrüder scheinen sich nicht so besonders für all das zu interessieren. Das wäre ja alles schon so lange her, heißt es. Der Vater sei tot, der Stiefvater sei tot, man könne niemanden mehr zur Verantwortung ziehen. Und deshalb könne man das Ganze eigentlich auch auf sich beruhen lassen. So ähnlich denkt auch einer meiner Cousins. Und die eine Cousine spricht kein Wort mehr mit mir, seit sie die Kindheitshölle Teil 1 gelesen hat. Aber insgesamt finde ich doch, dass die positiven Reaktionen überwiegen. Die kommen aber meist aus meinem unmittelbaren Umfeld.

Marie A. Böhm: Was war eigentlich das schrecklichste Erlebnis, das du während des Entstehungsprozesses deines Erinnerungsbuches hattest?

Susanne K.: Das war definitiv der Tag, an dem ich dir mein erstes Missbrauchserlebnis mit meinem Vater erzählt habe, also das Ereignis, mit dem alles begann. Das fand ich richtig schlimm, ich weiß noch, dass ich mich sogar total geschämt habe. Aber von da ging es leichter und leichter, das hätte ich nicht gedacht.

Marie A. Böhm: Und was war der schönste Moment?

Susanne K.: Davon gab es einige! Aber der schönste war wohl der Nachmittag, an dem ich dir erzählt habe, wie ich heute lebe. Vor allem durch deine Fragen, durch dein Nachhaken, wurde mir so richtig bewusst, dass diese perversen Kerle vielleicht meine Kindheit kaputt gemacht haben, aber letztendlich mich selbst offensichtlich doch nicht vollkommen zerstören konnten. Obwohl es durchaus Zeiten gab, an denen ich solche Gedanken hatte. Doch an diesem Nachmittag freute ich mich einfach, dass ich trotz allem ein recht zufriedenes Leben führen darf, dass ich frei bin, und dass ich geliebt werde. Darüber macht man sich ja sonst eher nicht so konkret Gedanken. Aber als ich nach diesem Interview nach Hause fuhr, da hätte ich in der S-Bahn fast laut gelacht vor Glück, und hätte mir sogar vorstellen können, vor Freude irgendwelche fremden Menschen zu umarmen! Aber natürlich habe ich mich zusammengenommen, ich habe einfach auf mein Smartphone geglotzt und dabei pausenlos vor mich hingelächelt. Es war wunderbar! Ich war aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Und in meinem Kopf tauchte immerzu ein Satz auf: Es ist vorbei! Damit war so viel gemeint: die Interviews mit dir, mein Anteil der Arbeit am Buch, meine beschissene Kindheit, die fiesen Übergriffe der Männer, der Ekel, die Angst …

Ich fühlte mich richtig befreit. Und ich war unbeschreiblich glücklich, echt, ich war so was von glücklich, das hätte ich nicht für möglich gehalten …

Marie A. Böhm: Das klingt fantastisch! Ich freue mich mit dir und für dich. Und nun kommt ja bald Teil 2 deiner Kindheitserinnerungen bei Amazon raus: „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“. Es bleibt spannend!

Making-of „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“ und „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“

Warum es viele Monate dauert, bis ein auf traumatischen Erinnerungen basierender Schicksalsbericht fertiggestellt ist …

Zurzeit schreibe ich an Teil 2 der Kindheitserinnerungen von Susanne K., die den Titel „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“ tragen werden. Bei der Gelegenheit muss ich natürlich immer mal wieder auf den bereits veröffentlichten Teil 1 blicken und damit auch auf den monatelangen Entstehungsprozess der beiden Bände der Kindheitshölle.

Susanne K. meldete sich im Mai 2018 bei mir. 1954 in der DDR geboren, hatte sie einige Monate zuvor ihren 64. Geburtstag gefeiert. Und nun wollte sie mir ihre Geschichte erzählen, die Geschichte eines sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit. Als Täter benannte sie drei Männer. In den ersten Jahren war es ihr Vater sowie ein Dorfbewohner, und später war es ihr Stiefvater.

„An meinem 65. Geburtstag möchte ich gern meine Kindheitserinnerungen als Buch in den Händen halten“, meinte Frau K. im Verlauf unserer ersten Begegnung und sah mich erwartungsvoll an.

Verstanden habe ich ihren Wunsch schon. Aber versprechen konnte ich ihr nicht, dass ich das schaffen würde.

Zum einen schrieb ich zu dieser Zeit gerade an meinen eigenen traumatischen Kindheitserinnerungen. Mein Buch „Klosterkind: Meine Mutter brachte mich ins Waisenhaus“ habe ich im Frühjahr 2019 abschließend können, es erschien im Mai bei Amazon KDP als E-Book.

Parallel dazu beschäftigte ich mich bereits über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen anderen Interviews sowie den dazugehörigen ersten Textentwürfen, die ausnahmslos die Themen Missbrauch, Gewalt und emotionale Vernachlässigung in der Kindheit zum Inhalt hatten. Die Arbeiten dazu konnte ich übrigens aufgrund der Fülle des Stoffs bis heute nicht abschließen. Es wird somit in den nächsten Jahren noch andere dramatische Lebensberichte weiblicher Missbrauchsopfer von mir geben.

Doch zurück zu meiner ersten Begegnung mit Susanne K.: Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen beim Aufzeichnen von Autobiografien im Auftrag von Privatpersonen, wusste ich, dass vom ersten Informationsgespräch bis zur Übergabe des gedruckten Buches viele Monate vergehen können. Mitunter arbeitet man ein ganzes Jahr an so einem umfangreichen und anspruchsvollen Text.

Vom ersten Interview mit einer Gesprächspartnerin bis zur Vorlage des fertigen Manuskriptes vergehen mindestens sechs und häufig auch bis zwölf Monate.

Den Ablauf der Entstehung eines solchen Werkes könnte man in folgenden Schritten aufzeigen:

Für die Interviews plane ich ungefähr 30 Stunden ein. Manchmal sind es weniger, deutlich mehr waren es bisher noch nicht. Über welchen Zeitraum sich diese Interviews erstrecken, hängt vor allem davon ab, wie lange sich meine Gesprächspartnerin am Stück konzentrieren kann.

Kann man damit rechnen, dass wir drei, vier oder sogar fünf Stunden hintereinander Erinnerungsarbeit leisten können? Oder geraten wir bereits nach zwei Stunden, vielleicht sogar noch früher regelmäßig an Grenzen?

Wie sicher ist meine Interviewpartnerin darin, ihre dramatischen Kindheitserlebnisse wiederzugeben?

Kann sie diese bereits chronologisch aufzeichnen oder muss das Ganze noch strukturiert werden?

Wie ist ihr Erinnerungsvermögen einzuschätzen? Benötigt sie häufiger Hilfestellungen? Muss ihre Erinnerungsleistung aktiviert werden? Oder sprudeln die Episoden nur so aus ihr heraus?

Gibt es wiederholt Gedächtnislücken, sachliche Unklarheiten, Unverständliches oder so stark Verdrängtes, dass das Erzählen schwerfällt, eventuell sogar massiv ins Stocken gerät?

All das – und vieles mehr – sind Faktoren, die es erst mal herauszufinden und während der Gespräche entsprechend zu berücksichtigen gilt.

Es ist wahrhaftig nicht einfach, nach sexuellem Missbrauch ein erfülltes, ein „normales“ Leben zu führen. Aber es kann durchaus auch schon sehr schwierig sein, über diese schlimmen Erfahrungen lediglich zu sprechen.

Ich verrate hier bestimmt kein Geheimnis, wenn ich sage, dass bisher fast jedes Interview mit einer Gesprächspartnerin, die über Missbrauch und Gewalt in der Kindheit zu berichten hatte, recht tränenreich verlief und immer wieder durch Pausen unterbrochen werden musste.

Oft war es auch so, dass wir uns erst Wochen später erneut trafen, da sich die Betreffende längere Zeit psychisch nicht in der Verfassung sah, das Projekt fortzuführen.

Selbstverständlich bin ich darauf vorbereitet, dass solche Interviews problematisch ablaufen können und besondere Vorgehensweisen erfordern. Das Erarbeiten sogenannter Problembiografien ist Bestandteil einer Biografenausbildung. Ich habe mich darüber hinaus sowohl im Selbststudium als auch mithilfe einer befreundeten Psychologin weitergebildet – und das ist bis heute so. Die ausgiebige Beschäftigung mit Themen wie sexueller Missbrauch und Gewalt in der Kindheit gehört mittlerweile zu meinem täglichen Arbeitspensum. Wobei die einschlägige Literatur, die ich mir dazu besorgt habe, inzwischen fast drei laufende Meter Bücherregal füllt.

Wenn die Interviews abgeschlossen sind, beginnen die eigentlichen Schreibarbeiten.

Auf der Grundlage der Interviews, meiner schriftlichen Aufzeichnungen und oft auch zusätzlicher sachbezogener Recherchen schreibe ich den ersten Entwurf des Textes. Dieser wird anschließend mehrmals überarbeitet. Während der Überarbeitungen machen sich fast immer noch klärende Rücksprachen mit der Auftraggeberin erforderlich, bis endlich die Übergabe des fertigen Entwurfes erfolgt. Nun wird das Manuskript von der Auftraggeberin gelesen und geprüft. Gibt es Fragen, Ergänzungen, Streichungen, Änderungswünsche? All das wird von mir eingearbeitet und das Ganze danach erneut gründlich überarbeitet.

Jetzt ist es an der Zeit, das Manuskript einer Kollegin zu übergeben, die als Testleserin fungiert. Meine Testleserin arbeitet selbst als freie Autorin, Co-Autorin, Herausgeberin und Biografin.

Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, wo der Text eventuell noch schwächelt. Habe ich irgendetwas unverständlich erzählt, zu langatmig, zu knapp? An welcher Stelle könnte man noch etwas verbessern, etwas ergänzen, einen Abschnitt einfügen oder einen anderen vielleicht sogar ersatzlos streichen?

Dieser Arbeitsschritt ist nicht mit einem Lektorat gleichzusetzen. Aber er ist absolut gewinnbringend, da nach einer längeren Phase der intensiven Beschäftigung mit einem Text einer Autorin die objektive Betrachtung desselben abhanden kommen kann. Doch der „fremde Blick“ einer Kollegin kann und sollte nun die gedankliche Geschlossenheit des Textes, seine Verständlichkeit und vielleicht sogar seine spätere Wirkung auf die Leserschaft testen.

Die Hinweise meiner Kollegin werden anschließend ebenfalls eingearbeitet, letzte Arbeitsschritte sind danach das Lektorat und das Korrektorat.

Genauso passierte es mit Teil 1 der Kindheitshölle; im Mai 2019 haben wir mit den Interviews begonnen, das Buch „Kindheitshölle: Vom Vater verprügelt und missbraucht“ erschien im Dezember des gleichen Jahres.

Im Januar wurden die Interviews mit Frau K. für Teil 2 fortgesetzt; aktuell befinde ich mich in einer der letzten Überarbeitungsphasen für „Kindheitshölle: Vom Stiefvater verprügelt und missbraucht“. Es gibt noch immer einigen Klärungsbedarf mit Susanne K., aber ich gehe davon aus, dass das Buch im Juni bei Amazon KDP hochgeladen werden kann.

Am Ziel: Die Kindheitshölle von Susanne K. wird ein Buch!

Und damit ist erreicht, dass ich Frau Susanne K. zumindest kurz nach ihrem 66. Geburtstag die fertiggestellten Erinnerungen komplett übergeben werde. Wobei der Verkaufserfolg von Teil 1 und vor allem auch das große Interesse der Leserschaft, das darüber hinaus über Kindle Unlimited bekundet wurde, Susanne K. auch schon sehr gefreut haben.

Aber richtig stolz ist sie auf die positiven Rezensionen und das vor allem deshalb, weil in diesen Wortmeldungen wiederholt großes Verständnis und aufrichtige Anteilnahme der Leserinnen und Leser für das Schicksal der Frau K. zum Ausdruck gebracht wurden. Ich weiß, dieser Zuspruch hat ihr sehr gutgetan.

Mit Eintritt in ihren Ruhestand kann Frau K. nun also sagen, dass sie ihre traurigen Kindheitserlebnisse zu Papier gebracht und damit „schwarz auf weiß“ der Nachwelt erhalten hat.

O-Ton Susanne K.:

„Ich kann dieses Buch im Schrank verschließen, ich kann aber auch zu jeder Zeit darin lesen, wenn ich das möchte. Ich kann das Buch jemandem in die Hand geben und ihm sagen: ‚Sieh her, so war das damals.‘ Und ich könnte es sogar feierlich verbrennen, wenn es mir damit besser gehen würde!

Dass die Geschichte meines Missbrauchs jetzt schriftlich existiert, ist wie ein Beweisstück. Es ist sozusagen ein Indiz dafür, dass das alles wirklich passiert ist. Ja, ich wurde missbraucht! Und ich habe eine Stimme, die das sagen kann! Ich habe die Sicherheit und den Mut, es auszusprechen. Denn ich weiß, dass man mich jetzt hört. Und das tut verdammt gut.“